Gestärkt von einem feinen Abendessen in Sarti, sitzen wir noch gemütlich vor unserem kleinen Studio etwas außerhalb. Wie es meistens ist, findet man am letzten Abend noch ein besonderes Restaurant und nette Menschen. Aber der Reihe nach.
Raus aus Thessaloniki
Thessaloniki war unser letzter Stopp. Eine große heiße Stadt und das Rauskommen am nächsten Tag war nicht ohne. Das Straßensystem ist gut organisiert. Vom Hafen weg sind die Straßen in einem Raster aufgebaut. Eine Straße parallel zum Hafen geht in die eine Richtung und die nächste in die andere Richtung. Dazu im rechten Winkel sind die Verbindungsstraßen. Es sind also vorwiegend Einbahnstraßen – auf 4 Fahrstreifen, mit gut organisierten Grün- und Rotphasen.
Apropos Rot!: Wenn eine Ampel auf Rot schaltet, bleiben die ersten Autos sicher noch nicht stehen. Es ist also ratsam auch noch drüberzufahren, denn sonst fährt das nächste Auto garantiert auf. Ja, da waren wir froh, als Thessaloniki hinter uns lag. Gesehen und abgehakt.
Straße nach Chalkidiki
Die nächsten 150 km on the raod to Chalkidiki (auch Halkidiki geschrieben) waren anfangs noch solche breiten schnellen Straßen. Auch hier oftmals mit Ampeln – diese wurden aber sicherheitshalber schon gute 100m vorher mit einem gelben Blinklicht angekündigt. Find ich recht gut organisiert, somit kam die Ampel nicht komplett überraschend auf der Schnellstraße.
Anschließend wurde es wieder interessanter für Motorradfahrer. Die Halbinsel Chalkidiki ist von Hügeln durchzogen und das Fahren machte wieder mehr Spaß. Hab ich schon erwähnt, dass das Überholen mit Ivo voraus richtig super ist?
Wir haben ein Kommunikationssystem auf unseren Helmen und können uns somit unterhalten. Ja richtig, meistens rede ich. 😉 Zumindest am Anfang, bis alles ruhig läuft und auch ich mich langsam im Sattel entspanne und einfach die Strecke genieße. Was ich aber sagen wollte: ab und an kommt es vor, dass doch ein Auto uns in unserem feinen Fahren blockiert. Dann wird überholt. Ivo zuerst – klar, er fährt voraus als Navigator. Wenn er vorne angekommen ist, sieht er noch weiter in die Straße hinein und kann mir akustisch “grünes Licht” zum Überholen geben. Easy going.
Der mittlere Finger
Diesmal haben wir uns im Vorfeld schon eine Unterkunft gesucht. Ein Studio etwas südlich von Sarti.
Google ist schon fein, aber manchmal führt es dich durch spannende Gegenden. Da werden winzig kleine Gassen gefunden, weil sie etwas schneller sind, als der größere normale Weg außen herum. Wie gesagt, manchmal spannend aber auch manchmal herausfordernd.
Um zu unserer Unterkunft zu gelangen, hat uns das Navi verwirrt. Auf der Hauptstraße zweigten kleine steile Wege ab – teilweise mit Privat markiert. Ich bin da nicht hinuntergefahren – nein, zuerst musste Ivo nachschauen. Dies Wege waren immer Sackgassen. Bei der letzten mussten wir zu zweit sein Motorrad vor und zurück schieben, damit er wieder rauf kam. Also nichts für mich….
Zum Glück war die Abfahrt zu unserer Unterkunft dann doch etwas besser. Nachmittags bei unseren Ausflügen zum Essen und Einkaufen ins benachbarte Sarti habe ich diese Spitzkehre als permanente Übung genutzt. Ein bisschen Adrenalin gehört einfach dazu.
Berg Athos
Schon am ersten Abend haben wir den schönen Anblick vom Berg Athos genossen. Dieser 2033 m hohe Berg, der den östlichsten Finger der Halbinsel Chalkidiki dominiert, liegt ganz im Süden. Es sollen an die 20 Klöster auf diesem Abschnitt in und auf die Felsen gebaut worden sein. Allerdings leben auf dieser halbautonome Republik Athos nur Mönche. Besuchen dürfen sie nur volljährige Männer, die sich bereits im vorhinein anmelden. Frauen haben keinen Zutritt und dürfen maximal mit Booten um diesen griechisch orthodoxen “Heiligen Berg” fahren. Wir haben uns diesen Ausflug gespart und einfach den Anblick bewundert.
Von dort stammen übrigens unsere ausgezeichneten Duftweihrauchsorten: Rose, Honig, Zimt, Lemone und Jasmin. Denn diese Tradition wird in den Klöstern hochgehalten. Der Weihrauch wird pulverisiert erwärmt und mit den entsprechenden natürlichen Zutaten versetzt. Unter andächtigem Beten wird der Weihrauch durchgeknetet und dann wieder getrocknet. Auch wenn wir Frauen nicht direkt zu den Klöstern dürfen, lieben wir doch den herrlichen Duft des Weihrauchs.
Wochenende – die Saison startet
Bisher hatten wir es sehr beschaulich. Wir hatten die gesamte Anlage und auch die Nachbarschaft ganz für uns alleine. Wir konnten in aller Ruhe den ganzen Garten für unser morgendliches Qigong und Taijiball verwenden. Am Freitag, als es zu regnen begann, haben wir sogar kurzfristig die angrenzende Terrasse genutzt.
Auch am Strand waren sehr wenig Menschen. Einige Camping-Autos aus Bulgarien, Serbien oder Polen wechselten sich ab, aber selten mehr als 2. Der Nachteil daran ist, dass die Taverne, die gleich nebenan liegt, noch im Winterschlaf verharrt und leider nicht für uns aufgemacht hat. 😉
Das war der Grund, warum wir abends oder besser gesagt am Nachmittag nach Sarti gefahren sind, um unser Mythos, den Griechischen Salat und sonstige griechische Spezialitäten zu genießen.
Heute waren wir in der Taverne “Der Kindergarten”. Ein Erlebnis – speziell für mich als aus der Gastronomie kommend. Die zwei Herren, die einen vollen Garten bedienten, haben keinen Stress aufkommen lassen. Ja, die Gäste waren alle auf Urlaub und ebenfalls entspannt. Dennoch war es herrlich zuzuschauen. Ich nehme an, dass uns der Besitzer begrüßt hat und gleich nach der Sprache gefragt hat. – Er hat selbst einmal in Österreich gearbeitet und spricht die notwendigen Sprachen perfekt. Überhaupt sprechen viele Griechen Deutsch und einige sind in Deutschland aufgewachsen.
Abgesehen von uns, waren einige große Gäste-Gruppen auf mehreren zusammengestellten Tischen. Die jeweilige Jugend wurde dazu eingeteilt die bestellten Getränke gleich selbst an den Tisch zu bringen. Was sie mit Begeisterung getan und den zwei Herren somit einige Wege abgenommen haben. So kann man sich das Leben ebenfalls etwas leichter machen. Ganz nach dem Motto: Don’t work hard, work smart. 🙂
Richtung Thassos
Morgen sollte das Wetter – nach mächtigen Gewittern und bewölktem Himmel – wieder besser sein und wir werden unsere Reise fortsetzen. Zunächst war Chalkidiki das Östlichste, das wir erreichen wollten, aber da wir offen für neue Pläne sind, geht’s morgen Richtung Thassos weiter.