Meine erste Übung der Geduld wurde noch etwas weiter ausgedehnt!
Der Koffer war wirklich zu langsam und hat sich schön Zeit gelassen mit dem Nachkommen.
Aber der Reihe nach.
Meine Ankunft im Hotel:
Dieses Foto vom Hoteleingang mag dem einen oder anderen vertraut vorkommen: es ist das gleiche Hotel, in dem Ivo letztes Jahr die Ausbildung gemacht hat. Das alleine war ja fast zu erwarten – viel spannender ist, dass ich im selben Zimmer und sogar im selben Bett schlafe. Scheint für die Siebis reserviert zu sein?! 😉
Dennoch ist sehr Vieles anders, als im Jahr zuvor: der Altersschnitt hat sich sicherlich um 20 Jahre verjüngt. Soweit ich mitbekommen habe, ist der Großteil der Teilnehmer zwischen 20 und 40 Jahren – diesmal bin ich knapp bei den “Älteren” dabei.
Besonders bereichernd empfinde ich die Tatsache, dass bereits sehr viele auf eine längere ZhinengQigong – Erfahrung zurückgreifen können und großzügig mit ihrem Wissen den anderen weiterhelfen und den Zugang erleichtern. Teacher Xi (sprich: Schi – nicht Xi, wie man bei uns zu den Vorarlbergern sagt 😉 ) hat letzthin bemerkt, dass wir heuer in einem sehr starken und dynamischen Qi-Feld lernen und praktizieren können.
Timetable und die ersten “Unterrichtsstunden”
Bei den Chinesen ticken die Uhren anders. Das fällt auf, wenn ich die Unterrichtsstunden von den österreichischen Schulen mit unserem Programm vergleiche. Wir beginnen bereits um 7 Uhr mit einer praktischen Einheit (mindestens 60 Minuten im Vergleich zu knapp 45-50 Minuten-Einheiten in der Schule). Nach dem Frühstück geht’s mit abwechselnd praktischen und theoretischen Abschnitten weiter. Dies allerdings ist viel angenehmer, als in üblichen Schulen. Der Tag endet schließlich nach einer abendlichen Stehmeditation um 21 Uhr.
Klassischer Weise stellt sich jeder in der ersten gemeinsamen Stunde vor. Teacher Xi liest die Vornamen vor. Dies alleine ist schon ein Reiz an die Lachmuskeln. Lass einmal einen Chinesen Franceska, Diego oder Cathérine vorlesen. Schon für uns, die eine ähnliche Aussprache haben, sind einige Namen aus Spanien, Israel, Mexiko oder Frankreich speziell – für Chinesen eine wahre Meisterleistung – mit Bravour und viel Humor gemeistert!
Ich bin ja so dankbar, dass Ivo mich bereits etwas auf diese Ausbildung vorbereitet hat – sowohl vom ganzen “Drumherum” (Kälte, Feuchtigkeit, Essen, Internetzugang und chinesische Yuan), als auch direkt auf die Übungen des Level I und die Standing Meditation. Trotzdem kann ich nur bestätigen, dass mir die Füße nach dem langen Stehen einschlafen und die Schultern, die wir bei den Übungen entspannen (sollten), bei mir noch gar nicht entspannt sind. – Ist ja erst die erste Woche vorbei und ich stärke meine Geduld und mein Qi.
Fortsetzung: mein Koffer
Wie gesagt, war mein Koffer nicht in meinem Flieger nach Chengdu. Als die meisten anderen Passagiere mit Ihren Koffern verschwunden waren, und ich immer noch am Gepäckband stand, blieb nur noch der Koffer-Info-Schalter der Fluglinie. Es wurden alle Daten aufgenommen – mit vorbereiteten Musterbildern von Koffern: Farbe, Beschaffenheit und Größe musste ja irgendwie kommuniziert werden.
Sicher wollt Ihr endlich wissen, wann der Koffer denn nun tatsächlich gekommen ist. …. Nur Geduld 😉
Ich erfuhr in meiner kofferlosen Zeit so viel Herzlichkeit, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft.
Relativ schnell wussten nämlich alle von meinem Missgeschick – nicht nur durch meine Gesprächigkeit, sondern auch, weil Teacher Xi vor der ganzen Gruppe dies als Beispiel für Geduld und Zuversicht genommen hat. Jeden Tag wurde ich gefragt, ob es schon Neuigkeiten gibt oder ob ich etwas brauchen würde.
Und da sind wir wieder beim Loslassen: ich dachte täglich: ja, heute kommt meine Kleidung und diesen Tag geht es noch mit dem, was ich dabei habe. Und jeden Tag am Abend merkte ich, dass ich weiterhin geduldig sein darf. Schlussendlich war ich sowieso erstaunt, wie entspannt ich das alles nahm – Qigong wirkt schon.
Um auf den Punkt zu kommen: in dem Moment, in dem ich tatsächlich einen ganzen Sack Wäsche auslieh und mich in mein Schicksal ergab (oh – wie theatralisch ausgedrückt), kam noch am Abend ein Taxi mit meinen Siebensachen. Was für eine Freude!!
Nächstes Mal werde ich Euch von meinen ersten Erkundungen der Umgebung berichten.
Ein herzliches Haola!!